Fortbildungs- und Qualifizierungsmaßnahmen der Praxen
Als Schwerpunktthema hat das Zi-Praxis-Panel die Fortbildung und Qualifizierung nicht-ärztlicher
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter näher beleuchtet. Die Auswertungsergebnisse zeigen, dass Fortbildungs-
und Qualifizierungsmaßnahmen in den Einrichtungen der vertragsärztlichen Versorgung explizit eingeplant
und
von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gefordert werden. Im Jahr 2022 wurden dafür durchschnittlich
2.742
Euro pro Praxis ausgegeben sowie umfassende Arbeitszeitfreistellungen gewährt. Investitionen in Fort-
und Weiterbildung bestehenden Personals waren angesichts einer angespannten Personalsituation sowie
Problemen bei der Besetzung von Ausbildungsstellen mit geeigneten Bewerberinnen und Bewerbern ein zu
erwartendes
Ergebnis. Andererseits schlägt sich eben jene Personalproblematik auch in Einschränkungen der Fort- und
Weiterbildungstätigkeit in den Praxen nieder. Nicht immer können oder wollen Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter freigestellt werden, wenn dies zu Fortbildungszwecken dienlich wäre. Die Ergebnisse machen
somit deutlich, dass das Potenzial von Fortbildungs- und Qualifizierungsmaßnahmen in der
vertragsärztlichen
Versorgung nicht ausgeschöpft ist.
#PraxenKollaps: Repräsentative Befragungsergebnisse zur Lage in
Praxen
Das Zi hat in Zusammenarbeit mit der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) Ende des Jahres 2023 eine
Befragung zur Lage der Praxen im Rahmen der Initiative #PraxenKollaps durchgeführt. Ziel der Befragung
war, ein Bild der aktuellen Lage der Praxen und ein Stimmungsbild der Praxisinhaberinnen und
Praxisinhaber zu den Rahmenbedingungen für den Praxisbetrieb zu gewinnen.
Bis zum Abschluss der Befragung haben insgesamt knapp 32.000 Teilnehmende und somit knapp über 25% der
Vertragsärzte- und Vertragspsychotherapeutenschaft den Fragebogen bearbeitet. Eine kompakte
Zusammenfassung der Befragungsergebnisse finden Sie in der Fachinformation „#PraxenKollaps:
Repräsentative Befragungsergebnisse zur Lage in Praxen“. Ausführliche
Auswertungsergebnisse finden Sie hier.
Wirtschaftliche Lage der Praxen in den Jahren 2018 bis 2021
Das in den vergangenen Jahren eher schwache Einnahmenwachstum der knapp 100.000 Arzt- und
Psychotherapiepraxen hat sich im Corona-Fokusjahr 2021 durch singuläre Effekte kurzzeitig etwas
verbessert. Darin schlägt sich das besondere Engagement der Praxen beim Pandemie-Management und
insbesondere bei der schnellen Umsetzung der Impfkampagne nieder. 2021 stiegen die Gesamteinnahmen im
Vergleich zum Vorjahr um 8,1 Prozent an. In den beiden Jahren zuvor hatte dieser Wert noch bei lediglich
2,9 bzw. 4,7 Prozent gelegen. Ohne den Effekt der Corona-Impfkampagne hätte das Einnahmenwachstum auch
2021 in diesem geringen Zuwachskorridor gelegen, nämlich bei gerade einmal 4,2 Prozent.
Auffällig ist auch der sprunghaft gestiegene Wert auf der Ausgabenseite: Dieser lag 2021 im Vergleich zu
2020 bei 7 Prozent. Im Vorjahr waren es nur 3,7 Prozent. Insgesamt sind die Praxiseinnahmen zwischen
2018 und 2021 um 16,4 Prozent gestiegen. Im gleichen Zeitraum sind jedoch auch die Gesamtaufwendungen um
16,2 Prozent angewachsen. Damit verlief die Entwicklung von Einnahmen und Ausgaben zwischen 2018 und
2021 fast parallel.
Der Kostenanstieg in den Praxen hat die Entwicklung der Verbraucherpreise, die im gleichen Zeitraum im
Bundesdurchschnitt um 5,1 Prozent zunahmen, um das Dreifache überschritten. Größter Kostenfaktor für die
Praxen sind die Ausgaben für Personal, die im Jahr 2021 fast 56 Prozent der Gesamtaufwendungen
umfassten. Von 2018 bis 2021 nahmen die Personalaufwendungen um mehr als 22 Prozent zu. Die größten
Kostensprünge gab es zudem bei Aufwendungen für Wartung und Instandhaltung (+42,2 Prozent), bei Material
und Labor (+24,1 Prozent) sowie bei der Miete einschließlich Nebenkosten für Praxisräume (+7,3 Prozent).
Die Kostenentwicklung der Praxen lag damit systematisch über der allgemeinen Teuerungsrate.
Die Stimmung unter den niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten sowie Psychotherapeutinnen und -therapeuten
ist auf einem historischen Tiefpunkt angelangt. Der ZiPP-Klimaindex, welcher als fortlaufendes
Monitoring zur Stimmungslage in der vertragsärztlichen Versorgung herangezogen werden kann, zeigt
bezogen auf das Jahr 2023 erstmalig ein negatives Wirtschaftsklima an.
Ausgehend von einem nur schwach positiven Wirtschaftsklima im Jahr 2014 (+3,4 Punkte) hatte sich das
gesamtwirtschaftliche Stimmungsbild unter den Vertragsärztinnen und -ärzten sowie
Vertragspsychotherapeutinnen und -therapeuten bis 2017 stetig verbessert (+17,5 Punkte). Für die
nachfolgenden Jahre 2017 bis 2021 kann die wirtschaftliche Stimmungslage in der vertragsärztlichen und
psychotherapeutischen Versorgung als stabil insgesamt beurteilt werden. Selbst während der
Covid-19-Pandemie herrschte mit 10,9 Punkten ein positives Wirtschaftsklima unter den Vertragsärztinnen
und -ärzten sowie Vertragspsychotherapeutinnen und -therapeuten. Dies hat sich mit dem ZiPP-Klimaindex
2022 (-10,4 Punkte) nun deutlich geändert.
Eine differenzierte Betrachtung nach Fachbereichen zeigt, dass das Wirtschaftsklima bezogen auf das Jahr
2023 im Bereich der Psychotherapie und Psychosomatik, im Gegensatz zu allen anderen Fachbereichen, knapp
positiv war (+1,8 Punkte,). Unter den fachärztlichen und internistischen Praxen herrschte ein besonders
schlechtes Wirtschaftsklima (-25,4 Punkte bis -30,0 Punkte).
Gegenüberstellung der Ergebnisse aus dem Zi-Praxis-Panel und der
Kostenstrukturerhebung des Statistischen Bundesamtes
Im August 2023 hat das Statistische Bundesamt (Destatis) die Ergebnisse der Kostenstrukturerhebung im
medizinischen Bereich für das Berichtsjahr 2021 veröffentlicht. Im Rahmen der Kostenstrukturerhebung
werden Daten von Arztpraxen, Zahnarztpraxen sowie psychotherapeutischen Praxen, jeweils einschließlich
Medizinischen Versorgungszentren , erhoben. Das Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung in
Deutschland hat im Rahmen der Erhebungswelle 2022 des Zi-Praxis-Panels Daten von Praxen der
vertragsärztlichen und -psychotherapeutischen Versorgung in Deutschland für das Jahr 2021 erhoben. Die
Ergebnisse der Erhebung wurden ebenfalls im August 2023 veröffentlicht.